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WIE DIE WEGWERFWINDEL UNSERE ELTERNSCHAFT VERÄNDERT(E).

WEITERFÜHRENDE LINKS & INFOS:

Daniela Aigner: Die Studie, die alles veränderte.

T. Berry Brazelton, Pediatrics 1962: A child-oriented approach to toilet training.

Bakker, E. & Wyndaelebju, J. J. (2000): Changes in the toilet training of children during the last 60 years: the cause of an increase in lower urinary tract dysfunction?

Duong et al., 2013; Jansson et al., 2005: Vergleich vietnamesischer und schwedischer Kinder.

TRANSKRIPT:

In der letzten Folge habe ich ja bereits angesprochen, worum es heute gehen soll. Der Erfolgszug der Wegwerfwindel und wie sie unser Elternsein geprägt und verändert hat.
Von kaum einem Produkt sind wir die ersten Jahre so abhängig, denken wir zumindest. Denn dass es auch ohne oder mit nur wenig geht, das habe ich euch ja bereits aufgezeigt.

Die erste Wegwerfwindel wurde bereits 1946 in den USA erfunden. Marion Donovan nähte erste Überhosen aus Duschvorhängen, die Vorteile gegenüber den damals verbreiteten Gummihosen hatte. Ab 1951 arbeitete sie an einer Wegwerfwindel aus Papier. Wirklich erfolgreich war aber erst die Firma Procter & Gamble mit ihren „Pampers“, die ab 1961 gezielt vermarktet wurden.

Im Zusammenhang mit der Einführung der Wegwerfwindel kommt man einer Studie, DER Studie nicht vorbei. Auch heute noch wird gerne auf ihre Ergebnisse Bezug genommen, oder das, was man vermeintlich als die Ergebnisse bezeichnet.
„Zu frühes Töpfchentraining ist schädlich.“
„Vor 18 Monaten (wahlweise auch 2 Jahren) können Kinder ihren Schließmuskel nicht steuern“ Und „Kinder müssen von sich aus trocken werden wollen und bereit dazu sein.“
Gemeint ist „A Child-oriented approach to toilet training“ von T. Berry Brazelton von 1962.
Meine Windelfrei Coach-Kollegin Daniela Aigner hat die Studie intensiv gelesen und einen wunderbaren Blogpost dazu verfasst. Ich verlinke euch diesen in den Show Notes auf meiner Website.
Klingt ja eigentlich gar nicht so schlecht, worum es da geht. Leider wurde die Studie im Laufe der Zeit immer weiter zusammengeschrumpft, wenn man darüber sprach. Auch der durchführende Arzt Berry Brazelton hat da fleißig mitgemacht (und saß letztendlich übrigens im Aufsichtsrat von Pampers. Man kann also zumindest ab einem bestimmten Punkt von einer gewissen Befangenheit ausgehen, in meinen Augen).

Ich finde es gleich am Anfang wichtig, die Studie in ihrem zeitlichen Kontext zu betrachten. Von 1951 bis 1961 wurden über 1000 Kinder begleitet. In dieser Zeit war ein frühes Sauberwerden schon allein wegen des Waschens der Stoffwindeln gewollt. Die vor allem elternzentrierte Erziehung erfolgte da auch beim Töpfchentraining, es standen also nicht wie bei Windelfrei die Bedürfnisse des Kindes und die Kommunikation im Zentrum, sondern der Rhythmus der Eltern.
Wenn wir jetzt zum Anfang zurückgehen, also den heute weitergegebenen Sätzen, können wir festhalten für zu frühes Training sei schädlich: Nicht der Zeitpunkt ist hier besonders entscheidend, sondern die Art und Weise. Beim elternzentrierten Töpfchentraining spielten Lob und Strafe sowie Zwang eine Rolle. Windelfrei ist aber frei von beidem. Es gibt sogar eine Studie, die sich auch damit beschäftigt hat und zeigt, Windelfrei hat keine negativen Auswirkungen auf das Kind. Man kann also davon ausgehen, dass nicht das Töpfchen das Problem ist, sondern die Vorgehensweise.
In der Studie selbst ist zu lesen, dass bereits mit 9 Monaten eine vollständige Schließmuskelkontrolle erreicht werden kann. Zu diesem Schluss kommt auch eine andere Studie von 2013, in der windelfreie vietnamesische Kinder ihre Blase mit 9 Monaten vollständig entleeren können, vollzeitgewickelte Kinder dagegen erst mit 36 Monaten. Die Studie hält lediglich fest, dass selbständiges sitzen und laufen sich positiv auf das Training auswirken, da das Kind den Topf selbst aufsuchen und verlassen kann. Sind diese Meilensteine gemeistert, hat das Kind auch mental wieder Kapazitäten. Damit ist also gemeint, und das beobachten auch viele Windelfrei Eltern, dass Kinder etwa um den 1. Geburtstag viel zu beschäftigt sind, um sich um ihr Geschäft zu kümmern. Es wird also lediglich empfohlen, damit nach dem Laufenlernen zu beginnen. Im Laufe der Zeit wurde hier meiner Meinung nach einiges zusammengeworfen und falsch wiedergegeben.

Der letzte Punkt, den ich genannt hatte, war ja „Das Kind muss bereit sein.“ Die Frage ist also, wie erkenne ich laut der Studie, dass mein Kind es ist? Das ist ja etwas, worauf alle immer warten, aber offenbar ohne so richtig zu wissen, wie sich das äußert.

„There must be a psychologic readiness associated with a desire to control the impulses to defecate and urinate. These impulses are associated with a kind of primitive pleasure and immediacy“
Also das psychologische Bereitsein äußert sich in dem Wunsch, die Impulse für das Geschäft kontrollieren zu wollen und das mit Freude und unmittelbar. Dieser Wunsch wird maßgeblich auch vom Umfeld beeinflusst. Kinder wollen ihren Eltern gefallen, sie wollen sie nachahmen und sie wollen autonom und selbstwirksam agieren. Das wird besonders zwischen 18 bis 30 Monaten deutlich (hallo, Autonomiephase!).
Es geht also vor allem um Selbständigkeit. Kinder ab 18 Monaten wollen am liebsten alles allein und selbst tun. Weitere Indizien sind zum Beispiel, dass sie Sachen organisieren und an die richtige Orte bringen wollen oder auch beim Essen sauber bleiben wollen.
Entgegen der oft vertreten Meinung, kündigt sich Bereit sein also nicht zwingend an, dass ein Kind die Windel verweigert oder von sich aus auf Toilette will. Man sollte eher auf den Alltag und die Handlungen des Kindes achten. Und auch dann ist die Entwicklung nicht geradlinig, das sagt auch die Studie. Wieder etwas, was heutzutage oft anders gehandhabt wird. Oft wird erwartet, dass ein Kind, wenn es denn die Windel ablehnt, von jetzt auf gleich sauber ist. Wenn es dann doch mal einen Tag nicht klappt, wird davon ausgegangen, dass das Kind eben doch noch nicht bereit ist und wieder zur Windel gegriffen, dabei wäre es vielleicht interessiert, weiter zu machen. Ebenfalls sagt die Studie nicht, dass man kein „Training“ machen soll, sondern es an die Fähigkeiten und Entwicklung des Kindes anpassen soll. Eben weg vom übergestülpten elterlichen Fahrplan hin zum gemeinsamen vom Kind vorgegebenen Lernprozess.
Viele stören sich ja an diesem Begriff und ich gebe ja zu, dass er eher ungünstig gewählt ist. Aber Kinder lernen von und mit uns, durch unser Vorleben und unsere Erklärungen und dem Kind das Trockenwerden komplett selbst zu überlassen, lädt eine große Portion Verantwortung auf ihm ab, die es eigentlich gar nicht tragen sollte.
Es wird also gewartet und gewartet: auf das Bereit sein, auf das gänzlich unfallfreie Trockenwerden und so sind die meisten Kinder nicht mehr wie in der Studie vorgesehen etwa 15-18 Monate, sondern 2 Jahre oder oftmals 3 Jahre oder noch älter. Wir sind also in meinen Augen von einem Extrem in das andere gerutscht, vom Drill zur kompletten Zurückhaltung. Besonders passend finde ich in diesem Zusammenhang den Beispiel des Essenlernens. Wenn wir unser Kind also mit 6 Monaten aufwärts zu uns an den Tisch holen, erwartet niemand, einen perfekten Tischnachbarn. Wir wissen, dass viel danebengeht, es wird probiert, wie man Löffel und Gabel richtig hält, Dinge werden zermatscht und manchmal sollen wir noch helfen. Es dauert also viele viele Monate bis das Kind selbständig und gut allein essen kann. Beim Töpfchen ist es doch im Grunde ganz genauso. Es wird probiert, was passiert, wenn es hier drückt? Was passiert, wenn ich nicht sofort gehe? Was passiert, wenn ich hierhin mache oder da hin? Und wie machen das Mama und Papa eigentlich? Beide Entwicklungen laufen ähnlich ab und trotzdem wird häufig mit zweierlei Maß gemessen. Wenn unser Kind mal bei Essen nicht den Mund trifft und das Brot auf den Boden fällt, hören wir ja auch nicht auf, Essen anzubieten, sondern erklären, zeigen und waschen.

Eine einzige Studie hatte also immensen Einfluss darauf, wie wir mit dem Trockenwerden umgehen. Und wenn man die Studie in ihrer Gesamtheit betrachtet, war sie auch eigentlich eine wirklich positive Sache. Denn es hat sich ja nicht nur die Handhabung beim Töpfchentraining geändert, sondern die gesamte, ich sag mal, Erziehung von Kindern. Warum ich diesen Begriff ziemlich blöd finde, damit möchte ich mich in der nächsten Folge beschäftigen. Früher war ja definitiv nicht alles besser, ich habe da echte Schauergeschichten gelesen, was Kindern angetan wurde, um trocken zu bleiben. Von Brennnesseln über das „Abbinden“ des Penis’ (und das sind noch die harmlosen Sachen). Diese Entwicklung, individuell auf das Kind einzugehen und seine Bedürfnisse zu achten und in den Prozess zu integrieren, ist ganz klar positiv. Zu diesem Schluss kommt auch eine belgische Studie von 2000, die sich explizit mit den Veränderungen von Töpfchentraining in den letzten 60 Jahren beschäftigt. Sie stellt außerdem fest, dass die Jahreszeiten (vor allem der Sommer) zum Trockenwerden mittlerweile eine größere Rolle spielen (klar, leicht bekleidet macht es sich einfach leichter) und dass das die Blasenkontrolle während des Mittagsschlafs weniger wichtig geworden ist. Und hier möchte ich jetzt den Bogen zurück zur WWW schlagen, um die es ja eigentlich gehen soll.

1961 kam also die erste Pampers auf den Markt und natürlich – für die Frauen damals, war sie eine echte Arbeitserleichterung. Denn Windeln mussten damals von Hand gewaschen, ausgekocht und aufgehängt werden. Das Interesse am frühen Sauberwerden rückte also in den Hintergrund, es wurde seltener gewickelt und, ganz wichtig: Die Kinder blieben tags und nachts trocken, obwohl sie pullerten. Moderne WWW geben dem Kind überhaupt keine Rückmeldung über ihre Körperfunktion. Ich finde, man kann so gesehen auch irgendwie sagen, dass unsere Kinder keinen Anreiz mehr haben, trocken zu werden. Das klingt jetzt irgendwie krass, aber in Stoffwindeln dagegen wird es ja nass und klitschig, was natürlich auch das eigene Interesse verstärkt, daran etwas zu ändern. Die Jahrtausende alte Erfahrung unserer Vorfahren: Wenn ich puller, werde ich nass, wird also komplett unterbunden. Zudem muss man natürlich seine aktuelle Beschäftigung unterbrechen, um auf Toilette zu gehen. Klar, das machen Kinder nur total ungern und auch trockene Kinder vergessen es manchmal. Warum sollte ich, aus Sicht eines Kindes also, mein spannendes Spiel beenden, um meine Geschäfte zu verrichten, wenn ich auch einfach sitzenbleiben kann und Mama oder Papa sich später darum kümmern? Und auch hier kann ich gleich zu meinem nächsten Gedanken überleiten und ich finde, das ist auch ein entscheidender Unterschied, der bei Windelfrei gemacht wird. 
Hier nutzen wir die Windel als Tool, nicht als portables Klo. Die Einstellung ist eine ganz andere: Pipikacka gehört in die Toilette oder das Töpfchen – das ist unsere gesellschaftliche Regel. Die Windel ist lediglich ein „Backup“, also ein Hilfsmittel, falls wir mal was verpassen, oder das Kind es vergisst oder nicht gehen will. Aber vorrangig nutzen wir alle das Klo, um auszuscheiden.
Die meisten Eltern nutzen die Windel aber als Toilette und ich sehe das sehr deutlich, wenn mir z.B. eine Mutter schreibt: Ich sehe, wenn mein Kind muss, aber ich störe ihn damit nicht. Abhalten ist eklig und etwas Intimes. Also da musste ich doch etwas schmunzeln, oder seufzen? Denn so handhaben es viele Eltern. Sie sehen, dass ihr Kind muss und sagen Warte, ich hole dir eine Windel oder freuen sich, dass das Kind jetzt gleich in die Windel macht. Und wenn das Kind dann gemacht hat, wird manchmal noch mehrere Minuten gewartet, bis gewechselt wird oder gesagt „Die heben wir dann für Papa auf.“
Jetzt stellt euch mal vor, der Mensch vor euch ist nicht 2 Monate, 2 Jahre, sondern 82.
Alte Menschen in Windeln werden „bemitleidet“, man empfindet es als Würdeverlust. Unseren Kindern muten wir das aber zu, das empfinde ich als paradox. Ich will natürlich nicht alle über einen Kamm scheren, natürlich gibt es auch genug Eltern, die ihr Kind sofort wickeln und sehr achtsam sind. Aber die meisten bringen ihren Kindern doch in den ersten Lebensjahren bei, dass sie ihre Toilette immer dabei haben und dem Ganzen keine Beachtung schenken müssen. 
Wir schieben das Thema Sauberkeit also erstmal weit von uns weg. Machen eine blütenweiße Windel rum und begraben das Ganze damit. Um dann nach 2, 3, 4 Jahren, wenn unsere Kinder voll in der Autonomiephase drin sind, auf einmal damit ankommen, dass das ganze Geschäft ja eigentlich in die Toilette gehört. Das finde ich nicht logisch und ein Kind wird das vermutlich auch nicht sofort verstehen.
Wir machen einen Unterschied der Bedürfnisse: Hunger, Schlaf, Nähe ja. Saubersein: nein.
Auch unsere Definition von Trockensein hat sich geändert. Bei uns gilt ein Kind als trocken, wenn es merkt, dass es muss. Die Toilette aufsucht, sich selbst auszieht, sein Geschäft verrichtet, abputzt und sich wieder anzieht. Und das IMMER, tags und nachts. Das ist so unfassbar komplex, dass es auch nicht verwunderlich, dass Kinder teilweise erst mit 5 oder 6 Jahren als trocken angesehen werden. Wir haben also extrem hohe Ansprüche.
Klar, haben es andere Kulturen da leichter. Halbnackig hinter die Hütte oder an einen Busch zu gehen, ist natürlich deutlich früher machbar. Trotzdem kann in meinen Augen auch ein Baby bereits trocken sein, auch wenn es dazu Hilfe benötigt.
Was mir ebenfalls immer wieder auffällt, dass es beim Wickeln sehr oft zu „Kämpfen“ kommt. Kinder haben da ab einem gewissen Alter keinen Bock mehr drauf, vor allem wenn sie mobil werden. Statt mit der Entwicklung zu gehen, wird dann also nach Tipps gesucht, wie man das Kind auf dem Wickeltisch halten kann. Oder wenn sie immer geschickter werden und sich z.B. selbst die Windel öffnen oder ausziehen, wird gefragt, wie man sie daran hindern kann. Body über der Strumpfhose schließen, Schlafsäcke verkehrtherum anziehen, sind dann so die gängigen Methoden. Auf mich macht das den Eindruck, als ob da geradezu eine panische Angst herrscht, vor einem offenen dem Kind zugänglichen Windelbereich und gleichzeitig stelle ich mir wieder die Frage, wie das Ganze wohl auf uns wirken würde, wenn dort kein Kind, sondern ein Erwachsener vor uns ist, dem wir ja im Grund verbieten, über seinen Körper zu bestimmen und sich auszuprobieren.

Der „Siegeszug“ der Wegwerfwindel ist aber noch nicht abgeschlossen. Wie gesagt, da draußen gibt es einen riesigen Markt von 75% der Menschheit, die eine Form von Windelfrei betreiben, und den man natürlich erschließen will. Besonders gut sieht man das am Beispiel von China. Nur ein Bruchteil der Kinder trägt dort Windeln, da die Chinesen traditionell abhalten und die Kinder dort sogenannte Kaidangkus tragen, die im Schritt offen sind. Der Windelmarktführer ist da natürlich sehr interessiert, dies zu ändern. Ist ja ein Milliardengeschäft. Von den ersten Windeln waren die Chinesen aber nicht sonderlich überzeugt, sie waren übrigens wohl auch dünner und minderwertiger als die Windeln auf dem westlichen Markt. 
Es wurde also eine Studie in Auftrag gegeben, die das Schlafverhalten von Kindern in traditioneller Kleidung und WWW untersuchte. Man kam dabei zu dem Ergebnis, dass die Kinder in WWW länger schliefen. Wahnsinn! Mehr Schlaf ist natürlich etwas, was sich alle Eltern wünschen. Die nächtliche Erholung wird ja auch eng mit der Entwicklung und Intelligenz verknüpft. Ein Baby, dass länger schläft, wird also intelligenter und Bildung und Beruf sind in China ja sehr angesehen und Eltern wollen ihrem Kind stets die besten Bedingungen liefern. In meinen Augen ist das schon eine eigenartig perfide Herangehensweise, um Eltern von einem Produkt zu überzeugen.

So jetzt habe ich viel gesprochen, auch viele Studien angesprochen und fasse deshalb noch mal kurz zusammen, was seit Einführung der WWW mit uns und unseren Kindern geschehen ist:

Mit der WWW verliert das Trockenwerden an Bedeutung und wird aus mehreren Gründen immer weiter nach hinten und damit von uns weg geschoben.
Sind Windelfreikinder im Schnitt mit 24 Monaten trocken, beginnen Wickelkinder in dieser Zeit gerade vereinzelt damit, die meisten sind mit etwa 36 Monaten trocken und die Tendenz steigt.
Windelfreikinder können mit etwa 9 Monaten ihre Blase vollständig entleeren, Wickelkinder erst mit 36 Monaten. Der verspätete Beginn der Sauberkeitserziehung könnte damit eine Rolle für häufigere Blasendysfunktionen spielen. Auch haben es Kinder, die nach 32 Monaten noch Windeln tragen, es schwerer, sich umzugewöhnen und benötigen sie noch teilweise Jahre, besonders für das große Geschäft, weil sie sonst einhalten und Verstopfung bekommen.
Die Windel ist kein Hilfsmittel mehr, sondern wird als Toilette genutzt.
Eltern sind zunehmend verunsichert, schon das Angebot des Töpfchen wird teilweise als Druck oder verrufenes Töpfchentraining angesehen und Eltern bashen sich gegenseitig. Das Kind muss es selbst wollen und alles selbst erreichen, hat in meinen Augen so sehr überhand genommen, dass Kinder damit sehr allein gelassen werden. In einigen Familien werden die Kinder nicht mal mit aufs Klo genommen, wie sollen sie es dann lernen?

Das ist kein Plädoyer, dass jeder Windelfrei beginnen muss. Ich weiß, dass es nicht in jeden Familienalltag passt, auch wenn man es ganz individuell gestalten und anpassen kann. Aber ich finde, wir als Eltern sollten immer die Wahl haben und die Möglichkeit, informierte Entscheidungen zu treffen. Die WWW ist so ins kollektive Bewusstsein übergangen, dass es im Grunde gar keine Entscheidung mehr gibt, wenn es nicht gerade darum geht, welche Marke jetzt nun die passende ist. Zudem finde ich es immer schwierig, von einem einzigen Produkt abhängig zu sein. Besonders gut konnte man das ja zu Beginn der Coronakrise beobachten, als es kurze Zeit knapp wurde mit den Windeln im Geschäft. Wir haben uns also auch irgendwo von der Industrie einlullen lassen, die uns eingetrichert hat, es gäbe keine Alternative.
Der Umgang mit unseren Kindern ist immer im Wandel und vieles, was früher als gut und richtig galt, ist zum größten Glück, in der Versenkung verschwunden. Viele Eltern wollen eine echte Beziehung zu ihrem Kind aufbauen, all seine Bedürfnisse achten und meiner Meinung nach, ist es wichtig, dabei ALLE in Betracht zu ziehen, ganz gleich, ob jetzt mit oder ohne oder manchmal Windeln.
Ich fände es schön, wenn Eltern wieder ein Bewusstsein dafür entwickeln und sich nicht nur auf die Bequemlichkeit von Wegwerfwindeln verlassen, denn die Energie müssen wir ja so oder so in unsere Kinder investieren. Das ist oftmals gar nicht so leicht, ein Thema, was ich gern in der nächsten Podcastfolge aufgreifen möchte.
Ich würde mich freuen, von euren Erfahrungen zu hören und zu lesen, die ihr beim Trockenwerden gemacht habt. Schaut dafür doch auf meiner Seite vorbei, hinterlasst mir einen Kommentar oder schreibt mir bei Instagram unter fuchsteufelsklein.
Und damit freue ich mich, aufs nächste Mal.