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STOFFWINDEL VS WEGWERFWINDEL: EIN VERGLEICH.

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Ökobilanz aufbereitet durch die Windelmanufaktur

Kostenüberblick aufgestellt durch die Windelmanufaktur

TRANSKRIPT

Hallo und willkommen bei Natürlich ins Leben – dem Podcast zu Windelfrei und BO Begleitung.
Ich bin Daniela, Windelfrei Coach, Stillberaterin in Ausbildung und Mama eines Windelfrei Kindes ab Woche 1.

Das Ende der Stoffwindelwoche möchte ich heute zum Anlass nehmen, um in einer zweiteiligen Reihe über etwas zu sprechen, worum wir als Eltern, denke ich, nicht herumzukommen – die Wegwerfwindel. Einst Revolution im Bereich der Babypflege wissen wir heute, dass uns die praktischen Windeln eine Menge Probleme bescheren – allen voran ein Ökologisches. Aber auch uns und unsere Art der Elternschaft hat sie nachhaltig verändert.
Als Einstieg möchte ich heute Stoffwindeln und Wegwerfwindeln vergleichen und aufzeigen, welche Vorteile die vermeintlich altmodische Stoffwindel gegenüber der Konventionellen hat. Das Transkript sowie weiterführende Links und Anschauungsmaterial findet ihr unter danielarogowski.de/05

Ich finde ja, nichts spiegelt unsere Konsumgesellschaft besser wider, als Wegwerfprodukte. Billig, schnelllebig, sofort verfügbar sind Attribute, die in unserer Zeit für viele ein große Rolle spielen. Doch es gibt berechtigterweise immer mehr Menschen, die diesen Lebensstil hinterfragen und manchmal ist die Lösung nicht neu, sondern im Grunde ziemlich alt. Stoffwindeln und Windelfrei sind eine ernsthafte Alternative. Denn es mutet schon merkwürdig an, dass wir unsere Kinder großziehen, in dem Wissen, dass sie einmal diese Erde brauchen, um zu leben – und ihnen erstmal einen Tonnen schweren langlebigen Müllberg hinterlassen.
Eine Wegwerfwindel benötigt schätzungsweise etwa 300 Jahre, um zu verrotten. Denn sie besteht zu einem großen Teil aus Polyethylen in der Außenhülle und innen aus dem sogenannten Superabsorber, einem Gemisch aus Polymersalzen – beides Kunststoff. Da die Zusammensetzung von Wegwerfwindeln nicht geregelt ist, können auch weitere Stoffe wie Vaseline, Paraffine und Duftstoffe enthalten sein.
Die erste kommerzielle Wegwerfwindel kam etwa 1961 in den USA auf den Markt, berücksichtigt man die Lebenszeit und lässt außer acht, dass viel Müll auf Müllverbrennungsanlagen entsorgt wird, dann: wären alle bisher verwendeten Wegwerfwindeln unverändert noch genauso auf unserer Erde. Davon ausgehend, dass jedes Baby durchschnittlich 5000-6000 Windeln benötigt (Tendenz steigend, da auch die Zeitspanne steigt, bis ein Kind heutzutage trocken wird, darauf gehe ich in der nächsten Folge ein), ergibt das einen unglaublichen Müllberg. Und das nur allein bei uns, denn 75% der Menschheit nutzt ja keine oder nur wenige Windeln und dann meist Stoff oder Naturmaterialien.
Gibt es denn Ansätze diesen Berg zu reduzieren?
Der Marktführer rühmt sich damit, seine Windeln immer kleiner und leichter werden zu lassen und hat sogar mehrfach den Deutschen Nachhaltigkeitspreis bekommen. Damit werden tatsächlich Verpackungsmaterial und Transportwege gespart und auch die Masse an Müll ist am Ende kleiner. Schaut man jedoch genauer hin, stellt man fest, dass dazu das ursprüngliche Zellstoffmaterial der Windel, und damit das einzig biologisch abbaubare, durch den Superabsorber ersetzt wurde – also noch mehr Plastik.
Neben den normalen Wegwerfwindeln gibt es auch eine Reihe von Ökowindeln auf dem Markt, welche aus nachwachsenden Rohstoffen produziert werden und damit biologisch besser abbaubar sind. Leider dürfen Windeln in Deutschland nicht über den Biomüll entsorgt werden und so landen auch die Ökowindeln in der Restmülltonne, wo sie dann verbrannt werden.
Der verbrannte Müll wird hierzulande häufig zur Energiegewinnung genutzt, ein positiver Effekt. Jedoch bleibt nach der Verbrennung die sogenannte Schlacke zurück, ein hochgiftiges Gemisch, was schließlich wie Atommüll in der Erde eingelagert wird.
Andere Länder sind im Vergleich zu Deutschland nach wie vor stark auf Deponien angewiesen, wo die Windeln also mit dem ganzen Restmüll gelagert werden. Der Müll kann dort ins Grundwasser gelangen und dieses stark verunreinigen.
Ein wirkliches Recycling ist damit also nicht möglich.
Wegwerfwindeln stellen also ein echtes ökologisches Problem dar, weshalb viele umweltbewusste Familien zu Stoffwindeln greifen wollen. Sehr oft hört man jedoch auch hier: Stoffwindeln seien kein Stück besser als Wegwerfwindeln. Das erscheint doch irgendwie paradox, oder?

Zurückzuführen ist diese Argumentation auf eine britische Studie aus dem Jahr 2008. Sie untersuchte den CO2-Verbrauch zwischen WWW und Stoffwindeln und kam zu einem erstaunlichen Ergebnis:
Während Wegwerfwindeln an einem Kind über die gesamte Nutzungsdauer 550kg CO2 verursachte, kam die Stoffwindel sogar auf 570kg. Für die Hersteller von WWW natürlich ein tolles Ergebnis. Die Studie steht jedoch aufgrund ihres Designs zurecht in der Kritik, denn:

Stoffwindel ist nicht gleich Stoffwindel. Es gibt unzählige Systeme, Materialien und Nutzungsverhalten. All das wurde in dieser Studie überhaupt nicht berücksichtigt. Es wurde lediglich eine Stoffwindelart, Überhosen mit Höschenwindeln, zum Vergleich herangezogen. Wer sich schon etwas in die Stoffwindelthematik eingearbeitet hat (ich empfehle euch dafür unbedingt eine Beratung, das Ganze würde sonst den heutigen Rahmen sprengen) weiß, dass dies neben All in Ones die wasch- und trocknungsintensivste Variante ist. Alle Windeln bestanden aus Baumwolle, auch hier gibt es durchaus nachhaltigere Alternativen. Wir haben z.B. fast ausschließlich alte Gästehandtücher aus der Familie zerschnitten und verwendet, manche davon sind teilweise knapp 40 Jahre alt. Das würde ich mal Langlebigkeit und Ressourcenschonung nennen!
Zusätzlich wurden die Stoffwindeln in halbleeren Maschinen mit den Effizienzklassen A und B gewaschen und stets im Trockner getrocknet, ein Szenario, dass definitiv nicht die Mehrheit der Stoffwindelnutzer repräsentiert. Auch zum Zeitpunkt der Studie gab es bereits Geräte mit A++, mittlerweile ja sogar A+++. Auch die Nutzung von Ökostrom wurde nicht berücksichtigt, ebenso die Möglichkeit der normalen Leinentrocknung. Überhaupt basiert das gesamte Nutzungsverhalten auf Annahmen denn auf dem realen Leben von Stoffwindeleltern.
Ganz anders sieht die Bilanz dann nämlich bei Kind zwei aus: Die Wegwerfwindel kommt wieder auf 550kg, die Stoffwindel auf nur 340kg, was schon deutlich realistischer sein dürfte. Was wurde geändert? Die Wäsche wurde nun ausschließlich in vollen Maschinen gewaschen, auf der Leine getrocknet und nach Ende der Wickelzeit von einem weiteren Kind genutzt. In meinen Augen reicht das deutlich besser an die Realität heran. Die Wahrheit dürfte für Stoffwindeln also irgendwo in der Mitte liegen und damit dennoch unter der WWW.

Eine zweite Studie aus Australien von 2009 kommt ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Stoffwindeln alles in allem ökologisch besser abschneiden. 
Hier wurden beide Windelarten hinsichtlich ihres Verbrauchs von Landfläche, Wasser und Energie sowie der Menge an Abfall untersucht. 
Zahlen nennen
Doch auch an dieser Studie gibt es einige Kritikpunkte. Zum Einen wurde bei der WWW nur die Zellstoffproduktion berücksichtigt. Wie wir wissen, ist dieser mittlerweile größtenteils durch Plastik ersetzt worden. Die Herstellung von Plastik, was ja im Grunde aus Erdöl besteht, verbraucht sehr viele Ressourcen, sodass die Daten also höher ausfallen müssten.
Bei den Stoffwindeln wurde davon ausgegangen, dass ein Wäscheservice genutzt wird, was aufgrund des Transports ebenfalls weniger nachhaltig ist, als das private Waschen. Ebenso entspricht die Waschroutine (einweichen der Windeln und dann Waschen in einem kalten Waschprogramm) und ausschließliches Trocknen auf der Leine, was in Australien ja kein Problem darstellt, nicht der Lebensrealität in Deutschland.
In beiden Studien wird in meinen Augen auch außer Acht gelassen, dass Wegwerfwindeln immer wieder nachgekauft werden müssen. Damit verursacht man nicht nur selbst immer wieder CO2 durch den Transport, sondern auch die Massen an LKW, die die Windeln in die Geschäfte liefern müssen.
Eine grafische Übersicht beider Studien findet ihr auch im Blogartikel zu dieser Folge.

Und welche Variante ist denn nun nachhaltiger?
Nachhaltig leben bedeutet ja: Die Lebensdauer eines Produkts so lange wie möglich halten, Dinge reparieren und wiederverwenden, statt neu zu kaufen. Allein das spricht in meinen Augen schon für die Stoffwindel.
Viele Stoffieltern kaufen gebraucht oder verwenden die Windeln für ein Geschwisterkind. Statt 2x 6000 Windeln werden so nur (je nach Modell und Waschintervall) 15-30 Windeln benötigt, die dann von einem, zwei oder mehr Kindern verwendet werden. Auch die verwendeten Materialien haben großen Einfluss auf die Ökobilanz jeder einzelnen Windel. Auch Stoffwindeln können z.B. aus Polyester bestehen. Wenn man natürliche Materialien wie Baumwolle, Bambus oder Hanf bevorzugt, kann man hier also schon einen großen Unterschied machen. Auch dazu empfehle ich wieder eine Beratung, da unterschiedliche Materialien auch unterschiedliche Eigenschaften mitbringen.

Und nun Butter bei die Fische: Welche Variante ist denn nun schonend für den Geldbeutel?
Wenn man nach Stoffwindeln sucht, sind viele erstmal unangenehm überrascht. Puh, ganz schön teuer so eine Windel… da erscheinen die paar Cent pro WWW geradezu läppisch. Aber ist das wirklich so?
Wir gehen davon aus, dass ein Kind bis zum Trockenwerden etwa 5000-6000 Windeln benötigt. Je nach Marke und Wickeldauer variieren die Kosten zwischen knapp 900-1500 oder sogar 2000€.
Für ein Stoffwindel Starterset inklusive Waschkosten kommt man (auch wieder je nach Modell, neu oder gebraucht, Waschintervall) auf 300-600€. Hier wird schon ein deutlicher Unterschied sichtbar. Geht man dann davon aus, dass noch mindestens ein zweites Kind mit denselben Windeln gewickelt wird, ist dieses bis auf die laufenden Kosten sogar gratis!
Und wenn man es genau nimmt, müsste man bei Wegwerfwindeln noch die Kosten für Auto oder Nahverkehr einberechnen, wenn man nicht gerade immer fußläufig einkauft. Einen tollen Kostenüberlick verlinke ich euch im Artikel auf meiner Website.

Alles in allem hat die Stoffwindel also die Nase in Sachen Nachhaltigkeit vorn. Dennoch werden auch hier Ressourcen genutzt und verbraucht und die immer weiter steigende Bevölkerungszahl und länger werdende Zeit bis zum Trockenwerden tun ihr übriges.Daher kann man im Grunde festhalten: Die beste Windel ist die, die nicht genutzt wird. Egal, ob ihr euch also für Wegwerf- oder Stoffwindel entscheidet. Mit dem Abhalten eures Babys reduziert ihr Müll und Wäscheberge und könnt damit aktiv zu einer ökologischeren Babypflege beitragen.
Wenn ihr nun wissen wollt, wie Windelfrei funktioniert und euch helfen kann, nachhaltiger zu leben, dann schaut auf meiner Website vorbei! Mein Kurs „Mein Windelfrei Weg“ ist absofort verfügbar und lässt euch zeit-und ortsunabhängig starten.In der nächsten Folge geht es weiter mit der Windel, ganz konkret, darum wie die Wegwerfwindel uns und unsere Elternschaft verändert hat und wir sprechen unter anderem auch darüber, warum das Alter des Trockenwerdens immer weiter steigt.
Ich freue mich wieder auf eure Fragen und Anregungen und hoffe, ihr seid auch bei Teil zwei dabei!